3D Druck revolutioniert Design

08Mär12

“Forget about the way it looks, think about how it behaves.” (Neri Oxman, MIT Media Lab)

Jeder Designer trifft früher oder später auf gewisse Einschränkungen seiner schöpferischen Ideen, denen er sich zu unterwerfen gezwungen sieht. Diese Grenzen sind vor allem durch „althergebrachte“ Produktionsmethoden wie Giessen, Fräsen etc. bestimmt. Manche Ideen können mit diesen Verfahren schlichtweg nicht umgesetzt werden oder der Aufwand dazu wäre ökonomisch nicht vertretbar.

Die Möglichkeiten des 3D Drucks und dessen Vorteile sprengen diese Fesseln zunehmend.
Sculpture by Neri Oxman

Bereits seit einigen Jahren werden 3D Druck-Verfahren auch für das Produktedesign verwendet und finden zunehmend Anhänger. Grosse Fortschritte in der Materialvielfalt und sinkende Preise in den vergangenen Jahren haben hierzu erheblich beigetragen. 3D Druck gibt Designern den gestalterischen Freiraum, welchen sie sich immer erträumt haben. „Geht nicht“ oder „viel zu teuer“ gehören der Vergangenheit an. „3-D Printing breaks away barriers in design that are challenged by the constraints of standard manufacturing or manual production,“ betont Kuratorin Susan Towers der Firma Material ConneXion gegenüber ARTINFO im Vorfeld der Ausstellung ‚Print/3D An Exhibit of Works of Additive Manufacturing (AM) from Industrial Design to Architecture (New York 28. Feb. – 11. Mai 2012).

Einschränkungen hinsichtlich verfügbarer 3D Druck Materialien gehören auch der Vergangenheit an. Inzwischen sind ca. 50-70 verschiedene Materialien verfügbar. Neben verschiedenen Kunststoffen wie ABS oder Nylon stehen mittlerweile auch Keramik, rostfreier Stahl, Silber, Titan und sogar Gold für den 3D Druck zur Verfügung. Die Kombination verschiedener Materialien, selbst mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften in einem einzigen 3D-Druckauftrag eröffnet hierbei ganz neue Möglichkeiten. 3D-Drucker der Firma Objet können beispielsweise bis zu 14 Materialien gleichzeitig verarbeiten. Neri Oxman, anerkannte Materialforscherin und MIT Professorin ist davon überzeugt, dass das Design von Produkten und ihrer möglichen Funktionalitäten von Grund auf neu überdacht werden muss.

Fortschritte der 3D Druck Technologien und Materialien erfüllen mehr und mehr den Wunsch der Konsumenten nach immer stärkerer Individualisierung / Personalisierung von Produkten. Die Modeexpertin und FabSugar UK Bloggerin Laura Street weiss nur zu gut, wie wichtig Individualisierung für die Branche ist: “People are increasingly trying to find ways to make their wardrobes more unique, and this development in technology (3D Printing) means consumers will soon be able to customise pieces to their requirements.”

Freshfiber iPhone CaseDer 3D Druck-Prozess erlaubt es, jedes einzelne Modell schnell, einfach und kostengünstig zu modifizieren, individuell zu gestalten und zu beschriften. Dazu ist lediglich die 3D Datei anzupassen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Produktionsmethoden fallen beim 3D Druck keinerlei Rüstkosten z.B. für den Wechsel von Werkzeug an. Einige Anbieter erlauben die individuelle Beschriftung ihrer Produkte wie z.B. die Smartphone-Hüllen von Freshfiber. Lisa Harouni, CEO of Digital Forming bemerkte in ihrer vielbeachteten Rede am TED Nov. 2011 in London „…we can now present to the public the next generation of customization. This is something that is now possible today, that you can direct personally how you want your products to look.“

Die neuen Verfahren bringen eine ungeahnte Freiheiten für das Design. So können damit erstmals komplexe geometrische Formen, selbst an versteckten Innenseiten verwirklicht werden. Auf herkömmlichem Wege wäre dies nicht oder nur mit extrem hohem Aufwand möglich. Diverse Anbieter wie Nervous Systems oder Within Technologies entwickeln Objekte mit organischen Strukturen, die erhebliche Vorteile aufweisen.

Chaos.MGX LampeDie von Strand + Hvass designte Lampe „Chaos.MGX“, besteht z.B. aus 1000 Sticks. Sie wird in einem einzigen 3D Druckauftrag hergestellt. Es ist keine Nachbearbeitung oder zusätzlicher Arbeitsschritt erforderlich (ausser Installation der Elektrik).

Selbst mechanische Funktionalitäten (z.B. Zahnräder, Gelenke) können ohne zusätzliche Arbeitsschritte direkt in einem einzigen Druckauftrag hergestellt werden. Dieser von Jenna Fizel and Mary Haung von Continuum Fashion kreierte und im 3D Druck-Verfahren gedruckte Bikini N12 besteht z.B. aus tausenden einzeln miteinander verbundenen Nylon-Plättchen. Sie wurden direkt beim Druck miteinander verbunden. Sie wurden nicht einzeln produziert und manuell zusammengesetzt.N12 Bikini

Sinkende Preise der 3D Drucker und neue Dienstleister (wie z.B. Shapeways oder i.materialise) erlauben es jedem Designer inzwischen Kleinserien oder Einzelanfertigungen im 3D Druck zu kompetitiven Preisen herzustellen und anzubieten.

Vielleicht wird es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein, sich zu Hause die Schuhe oder Kleider selber zu „drucken“. Sinkende Preise von Consumer 3D Druckern bei steigender Qualität zeigen in diese Richtung. Selbst am Recycling der heute verwendeten Materialien, insbesondere der Kunststoffe, wird bereits gearbeitet um sie dann wieder erneut im eigenen 3D Drucker zu Hause wiederzuverwenden.

Wir dürfen gespannt sein.


Quellen:

  • Skulptur / Chaise Longue „Beast“ der Architektin, Designerin, Computer Wissenschaftlerin, Materialforscherin und Professorin am MIT Media Lab Neri Oxman
    20120306-180100.jpg


2 Responses to “3D Druck revolutioniert Design”

  1. Diese 3D Druckverfahren sind sicherlich sehr nützlich um ganz besondere Werbeartikel bedrucken zu lassen. Wer völlig ausgefallene Werbegeschenke als Werbemittel verwenden möchte wird sicherlich viel Aufmerksamket erregen wenn er seinen Kunden Geschenke überreicht die mit einem solchen 3D Druckverfahren hergestellt wurden. Der Phantasie sind ja dank der heutigen Technik nahezu keine Grenzen mehr gesetzt.

  2. 2 Nico

    3D Drucken wird die Zukunft revolutionieren und gibt den Leuten einzigartige Möglichkeiten sich individuell zu verwirklichen. In Berlin hat sich Start-up gegründet, welches ein Marktplatz zur Verfügung stellt wo man seine Ideen in fertige Produkte umsetzen kann. Eigen Designs hochladen, ausdrucken lassen, Ideen von anderen kaufen oder eigene Designs selbst verkaufen. Trinckle 3D bietet da eine ganz Interessante Vielfalt an. Für alle die mal vorbeischauen möchten:
    http://www.trinckle.com/shop.php?utm_source=Team11&utm_medium=T11A2&utm_campaign=T11A2


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